Es gibt Bilder, die sind mehr als blosse Farbe auf Papier. Sie vermitteln etwas Ungreifbares, sie verführen uns, lassen uns eintauchen in eine andere Dimension. Sie lassen uns nicht mehr los.
So erging es Franck André Jamme – einem französischen Poeten – als er beim Stöbern in Katalogen einer Pariser Galerie auf die abstrakten tantrischen Illustrationen aus Rajasthan aufmerksam wurde. Seine Faszination für diese kleinformatigen Kunstwerke führte ihn nach Indien. Nach mehreren Anläufen fand er über abenteuerliche Wege Zugang zu dem kleinen Kreis von Eingeweihten, die diese Bilder seit Generationen für die spirituelle Praxis kreieren. Handgemalt mit Gouache oder Tempera auf gefundenem Papier werden diese kleinen Bilder seit dem 17. Jahrhundert in der tantrischen Hindutradition für die Meditation verwendet.
Mit ihrer kraftvollen Ausstrahlung schaffen die schlichten, spirituellen Zeichnungen aus Indien eine erstaunliche Verbindung in den Westen: Sie erinnern an Arbeiten von zeitgenössischen Künstlern wie Agnes Martin, Paul Klee oder Daniel Buren.
«Tantra Song» zeigt Jammes bemerkenswerte Sammlung dieser seltenen, abstrakten Illustrationen, die zur Einkehr einladen. Herausgegeben wurde dieses wundervolle Buch von dem New Yorker Verlag Siglio Press.
Image by anonymous tantrika, published in Tantra Song: Tantric Painting from Rajasthan, edited by Franck André Jamme, Siglio, 2011.